Der Frankfurter Zoo
Bernhard GrzimekEin Leben für die Tiere
Sein Leben gleicht einem Abenteuerroman. Schon als Jugendlicher erforscht er das Verhalten der Tiere. Später wird er Veterinär und Direktor des Frankfurter Zoos.
Sein ganzes Leben widmet er dem Schutz bedrohter Tiere. Er prägt die Entwicklung heute weltbekannter Nationalparks und trägt wie kaum ein Zweiter zur Erhaltung der Wildnisgebiete unserer Erde bei.
Ein Zoo für MenschenDer Zoodirektor
Der Zoo wird schnell zur Bühne, nicht nur für exotische Tiere, sondern auch für Künstler, Schausteller und Tänzer. In nur wenigen Monaten avanciert der Tiergarten zum gesellschaftlichen Treffpunkt der ganzen Region.
Schon früh beginnt Sohn Michael Grzimek das Leben im Zoo mit der Kamera zu dokumentieren.
Ein Tag im Frankfurter Zoo (1951)Kamera: Michael Grzimek
Die Zoologische Gesellschaft Freunde und Förderer des Frankfurter Zoos
Es ist also naheliegend, dem Kreis von Freunden des Zoos, eine juristische Form zu geben. Im Februar 1950 wird daher die "Gesellschaft der Freunde und Förderer des Zoologischen Gartens e. V." gegründet.
Später wird sie in "Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858" umbenannt - oder kurz ZGF.
Verhaltensforscher aus Leidenschaft
Einige seiner Überzeugungen und Forschungen führen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, andere verbessern die Haltungsbedingungen von Zootieren.
Manche seiner Experimente, wie hier auf dem Bild, entspringen Grzimeks bubenhafter Neugier und lassen sich gut für ein breites Publikum vermarkten.
Tiere ohne Feind und Furcht (1953)Buch, Kamera, Schnitt: Michael Grzimek
Erste Reisen nach Afrika
Dafür reist er mit seinem Sohn Michael 1951 zum ersten Mal nach Afrika. Sie wollen die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung studieren und den Kontinent erkunden. Mit ihren Erkentnissen wollen sie die Haltungsbedingungen im Frankfurter Zoo verbessern.
Aus den Filmaufzeichnungen ihrer Reisen entstehen erste Expeditions- und Dokumentarfilme. Darunter der Film "Savannenerlebnis", der Afrikas Wildtiere aus nächster Nähe zeigt.
Savannenerlebnis (1954)Buch, Kamera, Schnitt: Michael Grzimek; Musik: Lothar Bär
Der Bestseller-Autor
1960 erscheint die erste Ausgabe der Zeitschrift „Das Tier“. Das Monatsmagazin ist eines der ersten, das Natur- und Artenschutz thematisiert. Grzimek ist nicht nur Autor, sondern auch Mitherausgeber.
Grzimek hat eine Botschaft und erkennt früh, wie er viele Menschen erreichen kann.
Grzimeks umfassendstes wissenschaftliches Werk erscheint 1967. Eine dreizehnbändige Tierenzyklopädie. Sie gilt bis heute als eines der umfangreichsten gedruckten Tierlexika.
Grzimeks Bücherhelden
Eine Agentur für Natur- und TieraufnahmenOkapia
Zu den Fotografien kommt schon früh eine Sammlung exotischer Filmaufnahmen. 1954 gründen die Grzimeks daher eine Film- und Produktionsgesellschaft für Dokumentarfilme - die Okapia KG mit Sitz in Frankfurt am Main.
Seit 1984 wird sie von Christian Grzimek, Michaels Sohn, geleitet.
Auf die große LeinwandGrzimeks erster Kinofilm
Ein Jahr zuvor erscheint sein Buch "Kein Platz für wilde Tiere". Darin beschreibt er seine Sorge, dass die Lebensräume der wilden Tiere durch das rasante Bevölkerungswachstum bedroht sind.
Gemeinsam mit dem Kameramann Herbert Lander und Michaels Schulfreund Hermann Gimbel starten die Grzimeks 1955 zu einer Filmexpedition durch Belgisch-Kongo, Uganda, Kenia und Tanganjika.
"Kein Platz für wilde Tiere" (1956)Musik: Wolfgang Zeller
Der Film erzählt die fiktive Liebesgeschichte zwischen Kasimo und Epini, zwei Pygmäen vom Stamm der Mbuti, die in einem der letzten Naturparadiese dieser Erde leben. Doch das animierte Filmintro zeigt eine düstere Zukunftsvision des Planeten Erde.
Darin laugt der Mensch auf der Suche nach Nahrung die Welt aus, in der er lebt; Industrialisierung und das Bevölkerungswachstum bedrohen laut Bernhard Grzimek die letzten Paradiese der Erde. „Die Natur wird immer mehr zurückgedrängt. Selbst dort, wo sich einige der letzten Naturreservate unserer Erde befinde, in Afrika, entstehen immer mehr Städte, Straßen, Eisenbahnen. Die letzten Paradiese werden eingekreist“, so Grzimek.
Ein Platz für Tiere im deutschen FernsehenNaturschutzbotschafter einer ganzen Nation
Während Grzimek um Aufklärung und Seriösität bemüht ist, sorgen seine tierischen Begleiter stets für eine Überraschung. Nicht nur beim Publikum zu Hause, sondern auch im Studio.
Die Sendung erreicht schnell Spitzenquoten und wird zum Fernsehereignis für die ganze Familie.
Ein Platz für TiereSendung vom 07.Oktober 1964 mit Ansagerin Hilde Nocker.
Er ist einer der Ersten, der öffentlichkeitswirksam das Tragen von Tierpelzen anprangert. Jahre später kritisiert er die Haltung von Hühnern in Legebatterien.
Hilfe für die bedrohte Tierwelt
Die Spenden und Vermächtnisse werden eingesetzt, um weltweit Naturschutzprojekte zu unterstützen.
2001 entsteht aus dem Spendenkonto eine der größten Naturschutzstiftungen Europas: Hilfe für die bedrohte Tierwelt
Die Stiftung wird von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt verwaltet und die Beträge fließen bis heute ausschließlich in Natur- und Artenschutzprojekte.
Schritt in die Serengeti
Doch Colonel Peter Molloy, Nationalparkdirektor in Tanganjika, hat einen anderen Vorschlag. Bernhard und Michael Grzimek sollen ihr Geld dafür einsetzen, die Wanderung der großen Tierherden in der Serengeti zu erforschen.
Zu dieser Zeit werden neue Grenzen für die Serengeti diskutiert und die Grzimeks sollen feststellen, ob die Tierherden innerhalb der neuen Grenzen wandern.
Für Michael Grzimek ist schnell klar: Für diese Studie benötigt man ein Flugzeug.
Die Serengeti darf nicht sterben (1959)Buch: Bernhard Grzimek, Kamera: Michael Grzimek, Alan Root, Richard Graf
Ihre Arbeit hat weitreichenden Einfluss auf die Bekanntheit der Serengeti, denn die Filmkamera läuft immer mit.
Aus dem Filmmaterial entsteht ihr zweiter Kinofilm "Die Serengeti darf nicht sterben". Der Film wird ein Kinohit und erhält bei den 32. Academy Awards im April 1960 einen Oscar als bester Dokumentarfilm.
Ein hoher Preis
Am 10. Januar 1959 kollidiert die Dornier mit der Kennung 'ENTE' mit einem Gänsegeier und stürzt über der Serengeti ab. Michael Grzimek, als Einziger an Bord, überlebt den Absturz nicht.
Bernhard Grzimek verliert seinen engsten Verbündeten und Mitstreiter.
Der Politiker
Verhandlungsgeschick, Fleiß und sein starker Wille bringen Ihn häufig ans Ziel - Diplomatie ist dabei nicht immer im Spiel.
Mit den Spendengeldern aus Deutschland unterstützt Grzimek Nationalparks, finanziert Rangergehälter und Aufklärungskampagnen zum Naturschutz.
Tansanias erster PräsidentDr. Julius Nyerere
Grzimek überzeugt Nyerere, dass zahlreiche zahlungskräftige Touristen Tansania besuchen werden, solange es den außergewöhnlichen Reichtum an exotischen Tieren zu bewundern gibt. Obwohl zu dieser Zeit noch keine Reisen in die afrikanischen Schutzgebiete buchbar sind, macht Grzimek in seiner Fernsehsendung kräftig dafür Werbung.
Die Nachfrage regelt den Markt und schon bald bieten Reisebüros in Zusammenarbeit mit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt Reisen in die Nationalparks von Uganda, Kenia und Tansania an.
Ein Mann, eine Mission
Ende 1969 wird Grzimek zum Beauftragten für Naturschutz der Bundesregierung Deutschland ernannt und kämpft für ein bundesweites Naturschutzgesetz in Deutschland. Das Gesetz kommt - jedoch erst nach seiner Amtszeit.
Zudem wird er Mitbegründer des WWF Deutschland, des Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) und Präsident des Deutschen Naturschutzrings.
Artenschutz mit wissenschaftlicher Grundlage
Er setzt sich dafür ein, den Natur- und Artenschutz mit wissenschaftlichen Erkentnissen zu fördern. Dafür entwirft er eigens die Berufsbezeichnung des "Biophylaktikers".
"Ich schlage vor, unter Biophylaxe wissenschaftliche Arbeit zu verstehen, welche alle Formen der belebten Natur für die Zukunft erhalten will."
Mit diesem Gedanken ist Grzimek seiner Zeit weit voraus.
Der Vater des modernen Naturschutzes
Die größte Gefahr für die Tiere, sieht er in der rasant wachsenden Weltbevölkerung: "Immer mehr Menschen leben auf der Erde. Unsere Enkel werden nur noch wenig von den Herrlichkeiten dieser Welt sehen."
Die Lebensräume der Tiere gilt es zu schützen: "Der Schutz der Gebiete in den Ursprungsländern der Tiere muss Vorrang haben, weil sonst der Artenschutz in Zoos sinnlos ist.
Grzimeks Überzeugung lebt weiter
Heute arbeitet die ZGF mit über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in etwa 30 Projekten daran, dass Schutzgebiete erhalten bleiben und bedrohte Arten nachhaltig geschützt werden.
Dabei fokussiert sich die ZGF weiterhin auf die Sicherung bedrohter Lebensräume und die Bekämpfung der Wilderei. Genau wie zu Grzimeks Zeiten.
Erkunden Sie die Projekte der Zoologischen Gesellschaft
Bernhard GrzimekDer Mann, der die Tiere liebte
Das umfassendste Werk zur Person Bernhard Grzimek ist das von Claudia Sewig verfasste Buch Der Mann, der die Tiere liebte
Frühe Filmwerke von Michael und Bernhard Grzimek sind im Handel erhältlich. Bernhard & Michael Grzimek | Zoo- und Expeditionsfilme (DVD)
Die erfolgreichen Kinofilme gibt es auf DVD (bald auch in HD): Kein Platz für wilde Tiere / Serengeti darf nicht sterben (DVD)
Ausgewählte Episoden seiner erfolgreichen Fernsehsendung bietet die DVD-Box: Grzimek - Ein Platz für Tiere | Die Edition
Ebensfalls erhältlich ist die Autobiografie von Bernhard Grzimek: Auf den Menschen gekommen - Erfahrungen mit Menschen
Videos
Ein Tag im Frankfurter Zoo (1951)Aufnahmen: Michael Grzimek
Tiere ohne Feind und Furcht (1953)Buch, Kamera, Schnitt: Michael Grzimek
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